Prägend für Wirtschaft und Gesellschaft
Mit dem Wirtschaftswunder setzte die Arbeit in den Steinbrüchen rasch wieder ein. Der Wiederaufbau der zerstörten Städte und Verkehrswege verschlang große Mengen an Material. Investitionen in Bagger, Robuster und LKWs sicherten die Konkurrenzfähigkeit gegenüber belgischen und schwedischen Importsteinen. Gleichzeitig verschwanden Gleisstränge, Kippwagen und Loren aus den Steinbrüchen. Viele kleine, oft noch familiengeführte Unternehmen konnten die notwendigen Investitionen nicht aufbringen. Sie stellten ihre Arbeit ein.
In den 1950er Jahren zeichnete sich ein wachsender Arbeitskräftemangel ab. 1954 warb die Basalt AG die ersten italienischen Steinbrucharbeiter nach dem Zweiten Weltkrieg an. Ihnen folgten Arbeiter aus Jugoslawien, Griechenland und der Türkei. Wenig später kamen Gattersägen auf, die sich mit einem Gemisch aus Wasser und feinkörnigem Stahlsand bis zu 15 Zentimeter pro Stunde durch den Stein nagten. Auch elastischere Seilsägen fanden Verwendung. Immer leistungsfähigere Maschinen verdrängten so eine immer größere Zahl an Arbeitern. Heute prägen gewaltige Transportfahrzeuge und computergesteuerte Verarbeitungsanlagen das Bild der modernen Unternehmen.
Aktuell gibt es im Bergischen Land noch rund ein Dutzend aktiver Steinbruchbetriebe: Während in Gummersbach und Reichshof Schotter für Infrastrukturprojekte hergestellt wird, haben sich die zwei Lindlarer Steinbruchbetriebe am Brungerst auf die Herstellung von qualitativ hochwertigen Produkten aus Grauwacke spezialisiert. Die Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten des heimischen Natursteins sind vielfältig. Zum Angebot zählen etwa Arbeitsplatten, Bodenbeläge und Fensterbänke.
In den 1980er Jahren bewegten das große Waldsterben und die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl auch im Bergischen Land viele Menschen. Die aufkommende Naturschutzbewegung entdeckte die alten Steinbrüche neu: Es entstanden erste Naturschutzgebiete. Hier bildeten sich wichtige Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Die Lindlarer Grauwacke ist ein vielseitiger und lebendiger Naturstein.